Seelenkalender

Fünfte Dezember-Woche
29.12. - 04.01.

An Geistesoffenbarung hingegeben
Gewinne ich des Weltenwesens Licht
Gedankenkraft, sie wächst
Sich klärend mir mich selbst zu geben
Und weckend löst sich mir
Aus Denkermacht das Selbstgefühl

(CLICK!)


Monatstugend

21.12. - 01.02.
MUT wird zu ERLÖSERKRAFT

Samstag, 6. Dezember 2008

Sensibilisierungstraining



Lieber Sebastian,

Zunächst einmal meinen herzlichen Dank für den gestrigen Vortrag. Ich habe hierzu noch einige Gedanken und Empfindungen, was mich bewegt hat, was mich berührt hat, die ich auf diesem Wege aufschreiben möchte:

Ganz wichtig z.B. find ich das Ansprechen dieser lästigen “unerträglichen Peinlichkeiten”, wobei ich es sehr sehr positiv finde diese auch als “unerträglich” überhaupt wahrzunehmen. Denn auch das passiert in den meisten Fällen ja nicht. Wie oft wird beobachtet, dass das “Unerträgliche” als solches erscheint, jedoch als solches nicht wahrgenommen, sondern als die einzig gültige Wahrheit empfunden wird.

Ich möchte das ganze aus dem Standpunkt einesjenigen betrachten, der zwar mit Steiner, Anthroposophie oder Esoterik in Berührung gekommen ist, auch möglicherweise verschiedene bewusstseinserweiternde Erfahrungen gemacht hat oder eben, wie hier beschrieben “Wenn Dir GOTT auch nur einmal in die Augen geschaut hat…“, jedoch keine Idee oder Möglichkeit hat, dies in den Alltag zu bringen bzw. das Absolute zu transformieren.

Nach bzw. innerhalb der Phasen der tiefen emotionalen Abstürze, vielleicht Depressionen und Ähnlichem, macht man sich sehr schnell auf die Suche nach Gleichgesinnten, sucht den Austausch und möchte sich verstanden wissen, was ich für ganz wichtig und absolut notwendiger Schritt in dem Transformationsprozess ist. Meine Erfahrung hierzu ist jedoch, dass es hierbei nicht bleiben kann. Ich selbst bin auf der Suche nach Menschen, die mit mir auf einer Wellenlänge schwingen, wie das dann so schön heißt. Ja ich war jetzt auch längere Zeit auf der Suche nach einer Art Community von Gleichgesinnten. Aber das Gefühl, dass dann nach einer längeren Zeit aufkommt in einer solchen Gemeinschaft, in der man sich wohl fühlt, verstanden fühlt, ja vielleicht geborgen fühlt usw. ist irgendwann doch die „erstaunliche“ Erkenntnis, dass es auch unter sog. Gleichgesinnten immer wieder Reibungspunkte gibt, Unterschiede gibt (tja, wer hätte das gedacht). Nun bin ich mir mit manchen Menschen in vielen Dingen einig, mit anderen in weniger Dingen. Aber grundsätzlich ist es so und wird auch immer so sein, dass absolut ALL das RELATIVE immer nach einem Gegenüber verlangt und 100%ige EINIGKEIT ausschließlich in der Erfahrung, im Leben, in der Meditation des ABSOLUTEN herrschen kann.

Und hier stellt sich für mich die Frage, ob es erstrebenswert ist, dass ich mich immer und ständig mit Gleichgesinnten umgebe, ein Leben im absoluten SEIN lebe und damit quasi all das, was sich mir als Gegenüber darstellen möchte, vollkommen ignoriere. Und mit Gegenüber meine ich nicht nur Menschen, sonder insbesondere auch Geschehnisse, unangenehme Situationen vielleicht oder eben diese oben erwähnten „unerträglichen Peinlichkeiten“

Ein Studium, das ich betreibe, sowohl im Leben mit Nicht-Gleichgesinnten, als auch im Austausch mit ähnlich-Denkenden oder Gleichgesinnten, empfinde ich als mein Sensibilisierungstraining. Denn ich bin mir manchmal nicht ganz sicher, ob es sich in meinen Reaktionen, in meinen gefühlten Empfindungen und manchmal auch in meinen nicht-gefühlten Empfindungen, um ein Abstumpfen handelt oder um Bewusstsein. Das bedeutet, dass es für mich kaum um die Frage geht, ob ich liebe oder ob ich hasse, ob ich traurig bin oder ob ich lustig bin, ob ich gelassen oder verkrampft bin, sondern mein Streben richtetet sich daraus auf, mit all diesen Empfindungen umzugehen und sie zu transformieren bzw. zu kultivieren. Ein Weg, den ich manchmal gehe ist, zu lernen, aus dem NICHTS zu schöpfen. Aus dem Nichts zu schöpfen bedeutet, sein Leben zu kreieren ohne Erwartungen, ohne steife Vorstellungen von dem, wie es sein sollte, wie es perfekt sein sollte. Aus dem NICHTS zu schöpfen bedeutet für das Loslassen und im Moment des Loslassens das Brennen im Herzen, was sowohl Angst als auch Freude sein kann, bewusst wahrzunehmen, zuzulassen, zu beobachten, reinzufühlen.

Ich bin z.B. gestern in der Rudolf Steiner Buchhandlung gewesen und es war kaum jemand dort und ich bin in diese Räume gegangen und hatte das Gefühl, als würde sich mein ganzes Sein mit dieser Umgebung verbinden. Ein kühler Schauer zog mir über die Haut und schien meine Aura von mir weg und in die Umgebung zu weiten, sodass es mir fast die Tränen in die Augen trieb vor Wonne und Seligkeit. Und im gleichen Moment der Gedanke „hier will ich nie mehr weg, hier will ich bleiben“ und im gleichen Moment der Gedanke „hier muss ich weg, hier darf (kann) ich nicht für immer bleiben“, einhergehend mit dem Brenne im Herzen. Ich meine damit eigentlich auch nicht speziell diese Buchhandlung, sondern dasjenige, was ich dort gespürt habe, was ich vielleicht als eine meditative Erfahrung des Absoluten bezeichnen könnte.
Ich deute das Brennen im Herzen zum einen als Freude, das erworbene zu fühlen und zum anderen als Angst, dieses Erworbene, was ich vielleicht als das Gefühl des reinen SEINS bezeichnen würde, nicht ins WERDEN bringen zu können. Das empfinde ich als den Punkt (sofern man hier einen Punkt festmachen kann), an dem ich diesen immens großen Handlungsdrang spüre, der, wenn ihm keine Möglichkeit der Umwandlung gegeben wird, sich in Frustration oder Resignation umzukehren scheint.

Steiner sagt: „Mensch erkenne Dich selbst“. Aber wie ist der Weg dorthin? Angenommen ich bin der Meinung, ich hätte mich selbst erkannt bzw. das göttliche absolute Prinzip in mir. Ich habe das unzerstörbare, das unverletzbare, das ewige Prinzip in mir erkannt, anerkannt. Wie geht es von hier aus weiter?

Es gibt Dinge die richtig sind und es gibt Dinge, die falsch sind. Und es gibt gute Handlungen und es gibt schlechte Handlungen. Wäre das nicht so, dann könnten wir wild um uns ballern, Menschen verletzen, wie es uns gefällt und klauen und morden, und uns immer wieder auf das ABSOLUTE und das SEIENDE UNZERSTÖRBARE, das HÖHERE ICH berufen. Kann es vielleicht sein, dass genau das geschieht, wenn man meint einer höhern Sache zu dienen bzw. sich selbst zu dienen bzw. seinem eigenen Ego zu dienen?? Wenn ich ein erleuchtetes Leben als Ausrede für miese Handlungen benutze, wie weit ist es dann her mit der Erleuchtung? Gott ist die Liebe und wer in der Liebe ist, der ist in Gott. Das ist viel leichter gesagt als getan. Wo ist dann der, der im Hass ist und wie einfach ist es, zu verzeihen, sich selbst zu verzeihen, Gott vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern. So einfach geht das? Nein! So einfach geht das eben nicht. Und wie kann ich es vermeiden jemandem Schmerz zuzufügen? Wie kann ich den Schmerz eines Menschen nachfühlen, mitfühlen, mitleiden, wenn ich ihn selbst nicht kenne? Schließlich kann auch ein Mann nicht wissen, wie schmerzhaft eine Geburt ist. Er hört die Schreie der Frau, sieht das Blut und ihre übermenschlichen Anstrengungen, aber den Schmerz kennt er NICHT. Ebenso wenig wie eine Frau die Schmerzen eines Trittes in des Mannes konkrete Männlichkeit nicht nachvollziehen kann. Um nur ein Beispiel zu nennen.

Im Ausdruck von Mitgefühl beispielsweise, ist mir aufgefallen, dass es hierbei eigentlich um das Reinfühlen in die eigene Hilflosigkeit handelt. Also jedenfalls geht es mir so. Denn aus der Relativität heraus sind wir Schmerzen, Leid, Angst usw. einfach hilflos ausgeliefert. Und manchmal reicht es nicht, einfach zu wissen, dass das göttliche Prinzip unzerstörbar, unleidbar, unverletzbar ist, bevor ich nicht meine Hilflosigkeit auf der relativen Ebene spüre. Es ist doch im Grunde erste diese Verbindung, die uns einen Weg weißt auf dasjenige, was „richtig“ und „falsch“ ist bzw. wie sich unser Handeln als evolutionär ausdrückt.

Dies ist ein Abschnitt eine Mail, die ich von Monika bekommen habe und den ich ganz wichtig finde bezogen auf die Schattenarbeit bzw. der Bewusstwerdung der Schattenarbeit und ihrer einzelnen Phasen:

“Erinnerungen, die der Verstand verarbeiten will, liegen wie Steine auf
dem Weg zur Selbst-Erkenntnis. Du siehst das ganz richtig, sie müssen
mit Gefühl durchdrungen werden.

Diese psychischen Prozesse sind bei allen Menschen gleich: Die erste
Phase ist Wut , die zweite Angst, die dritte Trauer und erst die vierte
kann zu Liebe werden, nämlich dann, wenn Du das Selbstmitleid in der
Trauer in Liebe umwandelst. Genau in dem Moment geschieht gleichzeitig
verzeihen. In der Phase der Wut ist verzeihen nicht möglich, auch nicht
in der zweiten und dritten Phase.“


Und „schuldig“ machen wir uns in jedem Moment unseres Lebens. Der Umgang mit diesem Wort wird im Spirituellen zwar vermieden, aber ich halte ihn dennoch für erwähnenswert, denn ohne Schuld, gäbe es keine Vergebung und ohne Vergebung, gäbe es keine Verbesserung, keine Transformation, keine Evolution. Man kann es auch, wie bei Neal Donald Walsch, „Bewusstsein“ nennen. Also bin ich mir der Schuld bewusst, die ich auf mich genommen habe. Darin ist jedoch noch kein Gefühl von Schmerz, sondern ich gehe direkt in die Vergebung. Von einer negativen Handlung zur Vergebung dieser Handlung. Gefährlich ist es bloß, wenn daraus eine Schleife wird. Wo ist denn da die Grenze? Ich kann also tun und lassen, was ich will und mir immer alles gleich wieder vergeben bzw. der Absolute Teil in mir vergibt?

Wäre das alles so, bräuchten wir weder Waldorfkindergärten noch ökologisch dynamische Landwirtschaft noch Homöopathie noch sonstige gesundheitliche, soziale und karitative Einrichtungen, die ihr Bestreben auf eine GANZHEITLICHE LEBENSART ausrichten.

Denn es geht um den Umgang mit dem Relative. Es geht um den Umgang mit den Teilen in meiner Umgebung, die nicht so sind, wie ich.

Das Erlernen dieser „Umsicht“ erfordert für mich ein wirklich extrem HARTES SENSIBILISIERUNGSTRAINING.

14 Kommentare:

JANET hat gesagt…

hu Jasna *baff*

Danke jetzt brauch ich das nicht mehr schreiben ;)

Leben in der Fülle wie im Kleinen so im Großen, Hoch und Runter Querfeldein auf dem Mist oder im seichten Wassern..AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAlles macht mich aus.

Wichtig sind Freunde wie DICH, die da sind und an mich denken und ein paar Worte der Beruhigung übrig haben wenn der Mist am Kragen klebt oder das seichte Wasser mich wegspült.
DAAAAAAAAAAAAAAAAAAAnke Knutsch.

Dieser Stiefel war prall gefüllt.
Ich freue mich dich zu treffen, danke für deine EINladung. Freu mich für DICH das dieser KAMPF erstmal vorüber ist. Soll ich dir dazu mein Lied singen....MEIN HERZ ist daran gebrochen...ich puhle daran rum, damit es offen bleibt.
Ich bin sooooooooooo voll LIEBE
WOHIN NUR DAMIT? ICH schmeiss was weg. So! mmmh

JANET

Anonym hat gesagt…

Auf das «schuldig» werden würde ich gerne antworten, denn Du
schreibst:

Gott, vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren
Schuldigern. Hier wird der berühmte Punkt gemacht, den die allermeisten machen und
dann wird für 6 (!) Wörter die Seite (bitte schön zu wem hin)
gewechselt? Der Hammer ist doch dieser: ..... UND BRINGE UNS NICHT IN VERSUCHUNG, SONDERN ERLÖSE UNS VON DEM BÖSEN ..... (der Dialog mit Gott, hört nämlich nicht auf und wechselt auf einmal die Seite zum Teufel hin). Hier liegt das ganz große Geheimnis des
Vater Unsers. Und hier wird es richtig interessant.

Ja, der absolute Teil in mir vergibt! Immer und Ewig! Das Absolute kennt keine Strafe. Es kennt nur Liebe. Bloß auf dem Weg dahin, bin ich dem Gesetz aus dem Diesseits, Ursache und Wirkung, ausgesetzt. Bewusstsein erfordert, dass ich mir dessen ganz genau bewusst werde und bedenke, was für Folgen es hat, wenn ich etwas tue oder sage oder schreibe.

Wenn ich etwas tue oder sage oder schreibe, so trage ich 100% die
Verantwortung dafür. Das muss
«ich» anerkennen. Und das tut manchmal richtig weh! Keiner ist mehr Schuld für mein Unglück. Ich habe die Macht, durch meine Gedanken Glück oder Unglück anzuziehen. (Christus spricht ja sogar davon, dass wir Berge versetzen können – wenn dem so ist, könnte «man» wirklich Angst bekommen, so viel Macht zu haben. Aber Angst ist ja wieder die Begleiterin von «ich»).

Gedankenkontrolle ist für
mich nichts anderes,als dass Ich+ich mir darüber klar werden muss, was es bedeutet Gedanken
zu haben und wie Ich+ich sie pflege und weiter pflegen will, was «ich» haben will oder wozu
sie dienen sollen (meine Gedanken).

Für mich geht es nicht darum, wie viel Schmerz «ich» erleide, sondern wie bewusst Ich+ich zusammenarbeiten. Steiner hat uns die Anleitung gegeben, jeden Abend Rückschau zu halten über den vergangenen Tag. Es geht um
reine Beobachtung. Was ist aus was entstanden? Kommentarlos!!! Einfach
nur wahrnehmen.

Janets Spruch liebe ich ja ganz besonders: Wer um Erweckung betet,
muss bereit sein, aus dem Schlaf gerissen zu werden. Großartig!
Wenn es ganz stark weh tut, klopft Erweckung besonders heftig an die
Tür.

Nur knallt «ich» der Erweckung in dem Moment meist die Tür vor
der Nase wieder zu und schläft lieber noch eine Runde weiter.

Solange wir ur-teilen oder irgend ein Urteil fällen, sind wir am
Teilen und keine Einheit kann entstehen. Es gibt nur ERKENNEN.
Das ist meine Meinung. Im Moment des wirklichen Erkennens, verschmelze ich mit dem Erkannten und die Schlange beißt sich in den Schwanz ....

oder Saulus wird zu Paulus ... oder ....

Ganz liebe Grüße
Monika
auf dem schmalen, steilen Pfad der Selbsterkenntnis ...

Danke für die Möglichkeit, dass «ich» mir noch einmal klarer werden
konnte.

Jasna Caluk hat gesagt…

Ich danke Euch von Herzen
liebe Janet und liebe Monika
für Euer Feedback auf diesen Text.

„Wenn ich etwas tue oder sage oder schreibe, so trage ich 100% die
Verantwortung dafür. Das muss «ich» anerkennen. Und das tut manchmal richtig weh!“

Heißt 100%ig die Verantwortung zu übernehmen auch, 100%ig sich mit dem gesagten, geschriebenen und getätigten zu identifizieren oder liegt vielleicht genau hier der Irrtum bzw. liegt hier eine Art Zwickmühle in die man gerät, die sich in der Folge als Gefühl des Hin- und Hergerissenseins anfühlt, oder wie Ausweglosigkeit.

Ich setzte mich intensiv mit der Schuldfrage auseinander und suche für mich nach dem Erspüren der wahren Vergebung durch Gott (ICH). Ich hoffe ich schaffe es, mein Empfinden hierzu an einem Beispiel verständlich zu machen:

Mir ist es letzte Woche passiert, dass ich die Kontrolle verloren habe und meine Tochter vor Wut auf den Po gehauen habe. Ich war übermüdet und erkältet und hatte keine Möglichkeit zur Ruhe zu kommen. Aber ich sollte es besser WISSEN, denn ich bin ja selbst Opfer massiver körperlicher Gewalt gewesen. Nun kann ich weiter nach Ausreden suchen und mich vor mir selbst rechtfertigen, warum das passiert ist und ICH kann mir das dann auch ganz locker und leicht verzeihen. Also kann ich quasi von der Tat direkt übergehen zur Vergebung, rein aus der Beobachtung heraus, aus der gedanklichen Sicht auf die Dinge. Es heißt ja Gedanken-“Kontrolle”. Aber wo und wer hat denn in diesem Augenblick die Kontrolle übernommen? Nicht der Beobachter, sonder die Emotion, nicht wahr? Und zwar eine Emotion, die möglicherweise angesehen werden will, die der Auseinandersetzung bedarf. Und hier ist für mich der Schnittpunkt zwischen der Definition von “Wachsein” und “Abstumpfung”. Wir leben in einer viel bewegteren Zeit als noch vor 100 Jahren und die äußeren Einflüsse und Eindrücke sind so vielfältig und überfordernd, dass die Selbstkontrolle und die sensible Wahrnehmung zu einer der größten Herausforderungen geworden ist. Und der Weg dorthin muss heute umso individueller gegangen werden, als noch vor 100 Jahren, da wir unter völlig anderen Voraussetzungen heute an der Selbsterkenntnis arbeiten müssen.

Und ich gehe nicht davon aus, dass dieser Weg des Reinfühlens in die Schmerzen für jeden Menschen gleich zu gehen ist, aber für mich es derzeit ein Weg, weil der Beobachter in mir beobachtet, dass ich zu schnell in den Reaktionsmodus gerate der eben nicht kontrolliert handelt. Und die Abstumpfung und das fehlende Mitgefühl geschieht dann entgegen allen verstandesmäßigen WISSENS über das Licht, die Liebe, Gott, ICH+ich usw. Wenn ich mich auf einer gewissen Ebene nicht als Opfer anerkenne, dann werde ich das auch nicht bei anderen tun können, auch nicht bei meinen Kindern. Und wenn ich in meiner Reaktion des Hauens nicht anerkenne, dass mein Kind gerade Opfer meiner Wut geworden ist und diesen Schmerz des “Opfers” fühle, dann wird genau das immer und immer wieder passieren.

Deshalb ist dies mein individueller Weg, den ich gehe, weil er sich aus meiner Biographie zusammensetzt, die immer noch Teil von “ich” ist.

Herzliche Grüsse
Jasna

Jasna Caluk hat gesagt…

Ein Abendgedicht von Friedrich Doldinger:


Morgen will ich anders machen,
was ich heute irrend tat.
Geister aus dem Himmelsnachen
legen in mich gute Saat;
machen still mein Herz und rein,
dass es sei der Gottheit Schrein.


(vielleicht ergänzend zur Rückschau)

Herzlich
Jasna

Anonym hat gesagt…

«Heißt 100%ig die Verantwortung zu übernehmen auch, 100%ig sich mit dem gesagten, geschriebenen und getätigten zu identifizieren oder liegt vielleicht genau hier der Irrtum bzw. liegt hier eine Art Zwickmühle in die man gerät, die sich in der Folge als Gefühl des Hin- und Hergerissenseins anfühlt, oder wie Ausweglosigkeit».

«Aus Wikipedia: Identifikation (von lat. idem: „derselbe“, facere: „machen“) bedeutet wörtlich übersetzt „gleichsetzen“. Gemeint ist damit in der Psychologie der Vorgang, sich in einen anderen Menschen einzufühlen. Dabei werden – bewusst oder unbewusst – Teile (z. B.) des Gefühlslebens des Anderen als eigene erkannt, und man empfindet mit dem Anderen mit. Dieser Prozess spielt auch im Theater und im Film eine große Rolle. Dort fragt man einerseits nach der Identifikation eines
Schauspielers mit seiner Rolle, andererseits wird der Begriff benutzt, um das Verhältnis des Zuschauers zu den dargestellten Figuren zu bezeichnen.»

Nicht in die Identifikation zu gehen, bedeutet für mich, nicht den unsäglichen Schmerz in meinem Herzen wahrzunehmen, den ich durch meine Tat begannen habe. «Ich» wird ganz schnell nach einem Grund suchen, um die Tat zu rechtfertigen und von der Tat abzulenken durch endlose
Opfer-/Täter-Geschichten und tausend Gründen weshalb und wieso ....
Aussteigen kann ich nur, wenn «ich» es durch ICH gar nicht zulasse, nach dem Grund zu fragen oder nach der Ursache zu suchen, sondern einfach «meine Tat» als solche betrachte und wahrnehme. Ich für mich, kann diese nur wahrnehmen, wenn ich in die Stille gehe und zwar so lange oder immer wieder, bis «ich» aufgibt. Dann kommt tiefes Schamgefühl und Trauer hoch und Mitgefühl. Danach braucht «ich» Geistes-Gegenwart, um mit der Situation umzugehen.

Allergrößte Hochachtung und tiefstes Berührtsein empfinde ich bei Menschen, die unglaubliches Leid erfahren haben und ihrem
Peiniger/Übeltäter verzeihen. Denn hier begegne ich der anderen Seite
der Identifikation, nämlich die Auflösung der «Tat» durch nicht
Identifikation mit dem, was geschehen ist. Verzeihen können heißt für mich, die Identifikation mit der «Sache» aufzulösen und in die Identifikation=Liebe=Verschmelzen mit «Gott» (oder wie immer diese
Ebene heißen mag) zu gehen. Was danach geschieht, auch dafür braucht «ich» Geistes-Gegenwart.

Vergebung durch Gott? – ist für mich eine extrem provozierende Frage. Wem soll Gott verzeihen? Sich selber??? –Frage: Mit wem müsste «ich» dann EINS werden? Wohl mit dem Täter ....

Viel Liebe
Monika
immer noch strauchelnd auf dem Pfad der Selbst-Erkenntnis .... : )

Jasna Caluk hat gesagt…

"Vergebung durch Gott? – ist für mich eine extrem provozierende Frage. Wem soll Gott verzeihen? Sich selber??? –Frage: Mit wem müsste «ich» dann EINS werden? Wohl mit dem Täter ...."

Ganz genau das frage ich mich auch. Und vor allem frage ich mich, welcher Teil meines Seins hierzu die Kontrolle übernimmt. Ich kann zB der Meinung sein, ich hätte meinen Peinigern vergeben. Ich habe ja all das Wissen über Karma usw. Meine sogenannten Peiniger waren es, die mich zu dem gemacht haben, was ich jetzt bin. Und mit diesem Ichbin meine ich weder ein gutes noch ein schlechtes Ichbin, sondern einfach eines, das unermüdlich nach Antworten und Lösungen aus dem Kreislauf der Projektionen strebt, was ich jetzt einfach einmal als ein positives Ichbin erkläre (sonst würd ich ja nicht streben).

Also etwas provokant und übertrieben gesagt; rechtfertigt die Tatsache, dass ich durch schlimme Erlebnisse hier angekommen bin, wo ich jetzt stehe, eine weitere Täterschaft durch Mich zu anderen?? NEIN!!! Ich denke eben nicht. ABER, konnte ICH denn dann wahrhaftige Vergebung meinen Tätern gegenüber walten lassen, oder habe ich mich hier einfach nur selbst betrogen in dieser Vergebung, und bin deshalb gezwungen (unter der Kontrolle des Teils in mir, der eben nicht wahrhaftig vergeben hat) zu reagieren und zum Täter zu werden?

Und im Unbewussten ist das wohl die Stelle, an dem ein Kreislauf der Projektionen entsteht, aus dem der Ausweg so schwer ist.

Das wird jetzt ganz schön kompliziert, nicht wahr?

Mir ist bewusst, dass der Weg geebnet sein muss von Übungen der Bewusstwerdung und Meditationen und Stille.

Aber es gibt eben auch noch diese Ebene der Dialogführung, die zur Selbsterkenntnis führt, nicht wahr?

Ich danke Dir herzlich für Deine Kommentare, liebe Monika. Sie sind sehr bereichernd.

Viele Liebe Grüsse
Jasna

Anonym hat gesagt…

Liebe Jasna

"Ganz genau das frage ich mich auch. Und vor allem frage ich mich, welcher Teil meines Seins hierzu die Kontrolle übernimmt."

Das ist die Beobachterin in mir. Sie schaut nur. Sie kontrolliert gar nichts (im doppelten Wortsinn). Die Entdeckung dieser Beobachterin war etwas vom Großartigsten für mich. Also: Etwas in mir hat die Fähigkeit
zu beobachten. «ich» kann es nicht sein. Mein höheres Selbst (oder
bezeichne es mit einem anderen Namen) schon.

"... Ich kann zB der Meinung sein, ich hätte meinen Peinigern vergeben."

Nur «ich» kann dieser Meinung sein. ICH wird es nicht mehr wissen. ICH ist.

"... Ich habe ja all das Wissen über Karma usw. Meine sogenannten
Peiniger waren es, die mich zu dem gemacht haben, was ich jetzt bin."

Eine unendliche Dankbarkeit überkam mich, als «ich» mir dessen bewusst geworden bin. Liebe und Demut strömte zum «Täter/Täterin».

"Und mit diesem Ichbin meine ich weder ein gutes noch ein schlechtes Ichbin..."

ICH BIN ist. Also gibt es auch keine Unter-Scheidung mehr.

"... sondern einfach eines, das unermüdlich nach Antworten und Lösungen aus dem Kreislauf der Projektionen strebt, was ich jetzt einfach einmal als ein positives Ichbin erkläre (sonst würd ich ja nicht streben)."

Das ist immer noch «ich» und nicht ICH BIN. Solange «ich» strebe,
solange «ich» nach Antworten und Lösungen suche, bin «ich» nicht im ICH BIN, sondern in einem Zerrbild.

"... ABER, konnte ICH denn dann wahrhaftige Vergebung meinen Tätern gegenüber walten lassen, oder habe ich mich hier einfach nur selbst betrogen in dieser Vergebung,..."

ICH wird es nicht mehr «wissen». ICH IST. «ich» wird sich immer betrügen – nicht nur sich, auch andere. Solange «ich» noch waltet, solange geschieht Teilung=Spiegelbild.Das einzige, was «ICH» tun kann ist, «es/ich» auszuhalten. ICH hält aus, sonst wäre «ich» nicht Teil des ICH BIN=«Gott». Wenn Gott dieses ... und bringe mich nicht in Versuchung ... auch ist, dann MUSS er «mir» vergeben. «ich» sieht dann einfach langsam ein, dass
es dieses Leid nicht mehr braucht und wird sich anders verhalten – eben bis «ich» wieder zu ICH BIN geworden ist.

"... und bin deshalb gezwungen (unter der Kontrolle des Teils in mir, der eben nicht wahrhaftig vergeben hat) zu reagieren und zum Täter zu werden?"

Bis «ich» es kapiert hat. So ist es.

Sei liebevoll umarmt
Monika

PS. Es irrt der Mensch, so lang er strebt (aus Goethes Faust)

Anonym hat gesagt…

Liebe Jasna,

Du schreibst:

…„Angenommen ich bin der Meinung, ich hätte mich selbst erkannt bzw. das göttliche absolute Prinzip in mir. Ich habe das unzerstörbare, das unverletzbare, das ewige Prinzip in mir erkannt, anerkannt. Wie geht es von hier aus weiter?“…

dass kann Dir niemand (noch nicht mal Du) vorher beantworten, weil Du erst dann,
und nur dann, wenn Du „dort“ angelangt bist erfahren kannst und weil jeder es anders erlebt (wie es dann weiter geht, individuelle Selbsterkenntnis)…

…“Ich kann also tun und lassen, was ich will und mir immer alles gleich wieder vergeben bzw. der Absolute Teil in mir vergibt?“…

Nein, ich denke dass das nicht so läuft… Wir alle haben ein Gewissen und da ist auch noch das „schlechte Gewissen“, das manchmal eine richtige Plage werden
kann…
Ich weiß es aus der Anthroposophie und habe es vor ca. zwei Jahre selbst erlebt,
dass, wenn ich es schaffe die „Verletzung“ die mir zugefügt worden ist, zu vergessen,
d.h. ich lebe mein Leben weiter und denke einfach nicht daran oder ich beschäftige
mich willentlich mit anderen (vielleicht spirituellen) Dingen, dann (in der Zeit des
Vergessens) erwächst in mir erst überhaupt die Fähigkeit um vergeben zu können.

Nur intellektuell den Entschluss zu fassen (der ist natürlich auch nötig) sich oder jemanden zu vergeben funktioniert nicht. Um wahrlich vergeben zu können brache
ich die Fähigkeit dazu…

Alles Liebe
Anthromum

Monika Maria Neumeyer hat gesagt…

Liebe Anthromum
«Um wahrlich vergeben zu können brauche
ich die Fähigkeit dazu…»
Hier folgen Punkte ... ich kann ja mal weiter machen. Wie wäre es mit Liebe? Vom Verstand her werde ich nie vergeben können, denn die Erfahrung hat mich bestimmte Dinge gerade gelehrt. Meine Erfahrung ist, dass wenn ich es einfach vergesse und vergessen kann nur die damit verbundene Emotion sein, mich früher oder später genau dieses Vergessen wieder einholt. Der Verstand vergisst meiner Meinung das Erlebnis mit der damit verbundenen Emotion nicht. Dazu ist er auch da. Der Appell des Vergebens kommt von einer höheren Ebene in mir (meiner parteilosen, inneren Beobachterin), mit der wir immer verbunden sind, die wir aber vom Verstand her oft in die Wüste geschickt haben. Mit den «Augen» des anderen sehen lernen, verkürzt oft den Schritt zum Verzeihen hin. Dazu muss «ich» bereit sein, mich zu öffnen. Aber davor hat «ich» (die gewordene Persönlichkeit) gerade die allergrößte Angst. Und wer will mir Angst machen? Wohl Ahriman oder Luzifer, um in der Terminologie Anthro zu bleiben. Und wer ist das Gewissen? Luzifer und Ahriman?
Verzeihen ist für mich nur über die Liebe möglich. Den Verstand schalte ich dazu einfach ab. Den hole ich erst hervor, um nicht noch einmal in die gleiche Situation zu kommen. Dann hat «ich» aber hoffentlich etwas in Sachen Liebe dazu gelernt. Jeder Mensch ist für mich ein Spiegel. Ich hole mir nur das ab, was «ich» zu meinem Wachstum brauche und ich weiß, wovon ich spreche. Der Gang durch die Hölle ist oft irritierend für diejenigen, die hoch hinaus wollen. : ) Auch so eine Erfahrung, die ich machen musste.
Viel Liebe und alles Wahre, Schöne und Gute
Monika

Anonym hat gesagt…

Liebe Monika,

Liebe!!! Natürlich ist die Liebe die immer vergibt, aber wie immer, es ist leichter gesagt als getan. Das hat schon Jesus gepredigt, Sinngemäß: wenn man auf eine Wange geschlagen wird soll man die andere auch hinhalten… oder liebet eure Feinde… und… und… Aber der Weg „dorthin“ wurde nicht gezeigt.

Auch vergessen kann nicht jeder, wenn der zugefügte
Schmerz „schrecklich“ war. Und in solchen fällen können einige Menschen nicht einfach Liebe erzeugen oder sich öffnen…

Bei dem „Vergessen“ geht es um so eine Art „Parallelspur“ zu erschaffen die die Ich-Tätigkeit stärkt und die der Verletzung stand halten kann (wenn sie mich „einholt“), damit die Verletzung nicht dauernd mein Verhalten beeinflussen kann.

S. unten, aus der INMEDIA-207 (S. Gronbach), Nachricht 3

...“Techniken der Selbstberuhigung finden sich in alten spirituellen Methoden - und werden von Psychotherapeuten empfohlen. Die Hirnforschung beweist deren Wirksamkeit. "Es geht darum, eine innere ,Parallelspur' anzulegen, die neben die emotionale Aktivierung eine ich-geführte, bewusste Tätigkeit stellt", erklärt der Psychiater Eckard Roediger in seinem Buch "Wege aus der Angst". Roediger war lange am anthroposophisch orientierten Gemeinschaftskrankenhaus Havelhöhe in Berlin tätig.“…

Außerdem kann auch nicht jeder den Verstand einfach so abschalten, weil der Verstand auch, das mit der Liebe und der Vergebung, verstehen will…

Meines Erachtens müssen die Emotionen (Solarplexus) und der Verstand (Kopf), durch das Herz, dass genau in der Mitte liegt, versöhnt werden (These, Antithese und Synthese, Hegel, oder Antipathie, Sympathie und Empathie, Steiner, usw.)…

Herzliche Grüße

Anthromum

PS. Durch die „Hölle“ bin ich auch schon einige male gegangen („barfuß“) und
„mein Gang“ ist noch nicht zu Ende…, aber in „Himmel“ war ich auch schon…

Anonym hat gesagt…

Noch ein Nachtrag zu Ahriman und Luzifer.

…“Und wer will mir Angst machen? Wohl Ahriman oder Luzifer, um in der Terminologie Anthro zu bleiben. Und wer ist das Gewissen? Luzifer und Ahriman?“…

Auch die Beiden (gefallenen Engel, die haben sich für uns geopfert) werden durch
den Christus (Christus – Kraft, ICH) versöhnt…, „irgendwann“…

Herzliche Grüße

Anthromum

Monika Maria Neumeyer hat gesagt…

Liebe Anthromum
Genau so sehe ich das auch, allerdings schadet es nicht, als Mensch vorher darauf zu kommen, wer da wirkt. Und wer anders als ich selber, kann diese beiden Kräfte versöhnen? Wie sagte Rudolf Steiner so schön: Anstelle Gottes der freie Mensch! Meine erquicklichste Erfahrung ist, vereint mit IHM (Christus) die Liebe zur Tat in die Welt fließen zu lassen. Dann haben wir Weihnachten doch wirklich verstanden. Christus leistet die Arbeit der Versöhnung nicht. Wir müssen sie leisten. Er ist als Wegweiser einfach da. Er ist sozusagen «statische» Liebe. Menschsein bedeutet für mich, dass wir diese Liebe in Aktion treten lassen.
Frohe Weihnachten! Der neue Mensch will geboren werden!
Alles Liebe
Monika

Anonym hat gesagt…

Großartige Fragen für einen Satsang sind das. Haben sie einmal gefragt, ob S.G. dazu bereit wäre? Ganz konkret mit Ort&Zeit&Geld&Organisation&ihrer wirklichen Bereitschaft sich den Antworten zu stellen oder besser gesagt: Sich den Antworten hinzugeben, zumindest wenn es ein Satsang würde.

Jasna Caluk hat gesagt…

Lieber Anonym,

ich gebe diese Frage direkt an Sebastian Gronbach auf diesem Wege weiter und herzlichen Dank für diese Frage.

In Dankbarkeit und tiefer Liebe
Jasna